Unionsarbeit

             

                

Pfarrer Ludwig Kirsch war in Chemnitz die treibende Kraft zur Gründung einer neuen christlichen Partei. Am 10. Juni 1945 wurde von der russischen Besatzungsmacht die Erlaubnis gegeben, in der sowjetischen Besatzungszone demokratische und antifaschistische Parteien zu begründen. Sofort ging Pfarrer Kirsch ans Werk und  schrieb einen Antifa-Aufruf.  Wenige Tage später - noch vor Gründung der CDU - wurde in Chemnitz die christliche Volkspartei (CVP) gegründet.  Damit sind die Chemnitzer unter Leitung von Pfarrer Kirsch die Ersten und damit die Gründerväter und- frauen, welche nach dem Zusammenbruch der NS-Diktatur eine ökumenische christliche und  demokratische Partei gründen. Von der wenige Tage später in Berlin vollzogenen Gründung der CDU bekam man zunächst nichts mit, da die Nachrichtenwege unterbrochen waren. Die Gründung in Dresden ging, so ist aus dem Briefwechsel ersichtlich, von Chemnitz aus. In den westlichen Besatzungszonen war eine Gründung von Parteien erst ab August 1945 möglich wie ebenso auch in Leipzig (unter amerikanischer Hoheit).

Nachdem man in der russischen Besatzungszone von der Gründung verschiedener christlicher Parteien erfuhr, schloss man sich zur CDU zusammen, da diese ihren Sitz in der ehemaligen Reichshauptstadt Berlin hatte. Die Grundsätze der CVP, welche Pfarrer Kirsch mit seinen Mitstreitern für die CVP entwickelt hatten, flossen in wesentlichen Teilen in jene der nun vereinten Ost-CDU ein. Professor Hugo Hickmann, Jakob Kaiser und Pfarrer Ludwig Kirsch waren die wesentlichen führenden Köpfe der Union in jenen frühen Jahren. Mit den anderen antifaschistischen Parteien begründete man den antifaschistischen Block.

Alsbald beanspruchte das stalinistische Parteienkonstrukt aus KPD und SPD , welches sich SED nannte, unterstützt durch die massive Förderung der sowjetischen Militäradministration (SMAD) unter dem Deckmantel der Demokratie die führende Rolle innerhalb des  demokratischen Blocks. Insbesondere die CDU in der SBZ  geriet massiv in den Fokus des kommunistischen Regimes. Die Kolumnen und die Biographie Seite 11 und Seite 12 zeichnen ein erstes Bild dieses Kampfes.

 

Im Nachlass befindet sich der Terminkalender von Pfarrer Kirsch vom 23. Januar 1935 bis zum 25. Mai 1949. Dieses Verzeichnis seiner öffentlichen Auftritte ist ein beredsames Zeugnis der enormen Arbeitsintensität dieses Seelsorgers und Politikers. Möglich wurde diese sicher auch durch die Tatsache, dass er engagierte Mitarbeiter in der Gemeindeseelsorge hatte, welche ihm, wie auch die Gemeindemitglieder von St. Joseph, für diese Arbeit den Rücken frei hielten.

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